Thermische Läsionen der äußeren Nase: Verbrennungen, Erfrierungen
Thermische Läsionen der Nase entstehen durch eine Exposition gegenüber extrem niedrigen oder hohen Temperaturen mit Schädigung der Haut und des darunter liegenden Gewebes.
Verbrennungen der Nase
Ätiologie
Verbrennungen werden durch die Einwirkung von heißen Flüssigkeiten, Dampf und starker UV-Strahlung (Sonnenbrand) auf die Nasenregion verursacht. Je höher die Temperatur der schädigenden Flüssigkeit (Dampf) und je länger die Einwirkungszeit, desto größer ist die Läsion.
Anatomie
Verbrennungen werden anhand der Tiefe der Hautschädigung klassifiziert.
Bei oberflächlichen Verbrennungen (entspricht Grad 1) ist nur die oberste Hautschicht – die Epidermis – geschädigt.
Bei oberflächlichen, nicht-vollschichtigen Verbrennungen (Grad 2) sind die Epidermis und die oberen Schichten der Dermis (Papillarschicht) geschädigt.
Bei tiefen Verbrennungen (Grad 3) sind Epidermis, subkutanes Fett und Hautanhangsgebilde (Haarfollikel, Schweißdrüsen) geschädigt.
Bei tiefen, vollschichtigen Verbrennungen (Grad 4) kommt es neben der Haut auch zur Nekrose von Muskeln, Sehnen und Knorpeln, wobei das Knochengewebe freigelegt wird.
Die Heilung der ersten beiden Grade erfolgt durch Epithelisierung der Wundfläche, 3-4 durch eine Vernarbung.
Symptome
Verbrennungen jeden Grades verursachen starke Schmerzen an der verletzten Stelle.
Grad 1 ist durch hyperämische Hautveränderungen gekennzeichnet. Die Verbrennungsstelle ist beim Abtasten schmerzhaft, beim Drücken wird sie blass.
Bei Verbrennungen 2. Grades bilden sich auf der hyperämischen Haut seröse Blasen mit transparentem Inhalt, der Boden ist rosa. Blasen können innerhalb von 24 Stunden nach der eigentlichen Verbrennung entstehen. Druckschmerzen sind auch typisch.

Bei Läsionen 3. Grades bilden sich serös-hämorrhagische Blasen auf hyperämischer und infiltrierter Haut. Trockene Nekrosen können auftreten. Die betroffene Stelle ist mäßig schmerzhaft bis schmerzlos, die Haare fallen aus.
Bei tiefen vollschichtigen Verbrennungen 4. Grades kommt es zu Nekrosen und Verkohlung. Die Wunde ist schmerzlos, das Wundbett ist vom Knochengewebe gebildet. Isolierte Nasenverbrennungen treten äußerst selten auf und gehen in der Regel mit Schäden an anderen Bereichen einher.
Klassifikation der Verbrennungen der Nase nach der Tiefe der Hautschädigung
Grad | Tiefe der Hautschädigung | Lokale Veränderungen Äußere Merkmale | Schmerzhaftigkeit | Heilung |
---|---|---|---|---|
1. Grad | Nur Epidermis | Hyperämie (Rötung) der Haut. Schmerzhaft bei Palpation. Beim Drücken wird der Bereich blass. | Mäßig, bei Berührung | Epithelisierung, ohne Vernarbung |
2. Grad | Epidermis + obere Schichten der Dermis (Papillarschicht | Seröse Blasen mit transparentem Inhalt auf hyperämischer Haut. Der Blasengrund ist rosa. Blasen können innerhalb von 24 Stunden entstehen. | Stark | Epithelisierung, ohne Narbenbildung |
3. Grad | Epidermis, Dermis, subkutanes Fett, Hautanhangsgebilde | Serös-hämorrhagische Blasen, trockene Nekrosen. Die Haut ist hyperämisch und infiltriert. Die Haare lassen sich leicht entfernen. | Reduziert bzw. schmerzlos | Narbenbildung |
4. Grad | Alle Hautschichten, Muskeln, Sehnen, Knorpel, ggf. Knochen | Schwarzer Schorf, das Wundbett ist vom Knochengewebe gebildet. Breitflächige Nekrose. | Fehlt | Hypertrophe Narbenbildung |
Diagnostik
Die Diagnose wird anhand der Anamnese der Verletzung und des HNO-Befundes gestellt. or der stationären Aufnahme sollte unbedingt die Durchlässigkeit der Atemwege beurteilt werden. Die Untersuchung der Nasopharynxschleimhaut wird danach regelmäßig wiederholt, um eventuelle Verbrennungen und reaktive Schleimhautödeme frühzeitig zu erkennen und Ateminsuffizienz vorzubeugen. Die Tiefe und Anteil der verbrannten Körperoberfläche sind abzuschätzen, um die weitere Behandlungstaktik festzulegen. Bei einer großflächigen Schädigung kommen biochemische Untersuchungen von Blut und Urin sowie EKG zum Einsatz, um möglichen schweren systemischen Auswirkungen entgegenzuwirken.
Behandlung der Verbrennungen der Nase
Als Erstes sollte die Exposition gegenüber dem schädigenden Faktor beseitigt werden. Bei Rauchinhalation wird prähospital Insufflation von befeuchtetem Sauerstoff eingeleitet.
Der verletzte Körperbereich sollte gekühlt und angemessene Schmerztherapie verabreicht werden. Bei oberflächlichen Verbrennungen kommen topische Mittel zum Einsatz. Es erfolgt eine Wundabdeckung mit antibakteriellen Salben. Kleine Blasen werden nicht geöffnet, während größere Blasen aufgeschnitten werden sollten. Bei tiefen Verbrennungen ist Hautlappenplastik angezeigt. Es erfolgt eine Wundabdeckung mit antibakteriellen Salben.
Großflächige und tiefe Verbrennungen werden stationär in Verbrennungszentren behandelt.
Erfrierung der Nase
Ätiologie
Erfrierungen entstehen, wenn exponierte Körperteile über längere Zeit niedrigen Temperaturen ausgesetzt sind. Bei längerem Aufenthalt in ungünstigen Umgebungsbedingungen in Form von hoher Luftfeuchtigkeit und Wind kann es selbst bei Plusgraden zu einer Erfrierung kommen.
Anatomie
Kälteeinwirkung führt zum direkten Einfrieren der Zellen und damit zum Zelltod. Auch kommt es bei Erfrierungen zu einer gestörten Durchblutung in Form von Krämpfen (Vasokonstriktion) in distalen Teilen der kleinen Blutgefäße. Es kommt zu einer Gewebsischämie und schließlich zur Nekrose des Gewebes. Der genaue Grad der Erfrierung kann in manchen Fällen erst nach mehreren Tagen beurteilt werden, da die charakteristischen Veränderungen verzögert auftreten (Blasenbildung nach 4-8 Stunden, Demarkationslinie bei Nekrosen nach mehreren Tagen).
Bei Erfrierungen 1. Grades sind die oberflächlichen Schichten der Dermis betroffen und die Haut wird blass.
Erfrierungen 2. Grades sind durch die Bildung von serösen Blasen auf blasser Haut gekennzeichnet.
Erfrierungen 3. Grades weisen tiefe Hautläsionen auf. Es bilden sich Blasen, die mit hämorrhagischem Inhalt gefüllt sind.
Die Erfrierungen 4. Grades sind durch eine Nekrose der gesamten Haut und der darunter liegenden Weichteilschichten gekennzeichnet. Es bildet sich eine trockene Gangrän, die distalen Bereiche sind mit schwarzem, trockenem Schorf bedeckt. In einigen Fällen kommt es zur Autoamputation. Die Läsionen gehen mit Manifestationen des 2. und 3. Grades und der Bildung von Blasen mit unterschiedlichem Inhalt einher.
Klinik
Bei Erfrierungen bestehen anfangs Brenngefühl und Sensibilitätsstörungen der betroffenen Stelle. Der der Kälte ausgesetzte Körperabschnitt ist blass, kalt, hart, mit marmoriert aussehender Haut. Nach dem Erwärmen sind die betroffenen Stellen sehr schmerzhaft. Je höher der Erfrierungsgrad, desto stärker ist das Schmerzsyndrom. Die Haut wird hyperämisch und ödematös. Die Haut wird hyperämisch und ödematös. Für jeden Grad sind die oben beschriebenen lokalen Hautveränderungen typisch.
Klassifikation der Erfrierungen der Nase nach der Tiefe der Hautschädigung
Grad | Tiefe der Hautschädigung | Lokale Veränderungen Äußere Merkmale | Schmerzhaftigkeit | Heilung |
---|---|---|---|---|
1. Grad | Oberflächliche Schichten der Dermis | Blasse Haut, Taubheitsgefühl, Brennen, kalte Stelle. Nach dem Erwärmen – Hyperämie, Ödem. Keine Blasenbildung. | Mäßig, wird stärker nach dem Erwärmen | Schnell, ohne Narben |
2. Grad | Epidermis + obere Schichten der Dermis (Papillarschicht | Seröse Blasen mit transparentem Inhalt entstehen nach 4 bis 8 Stunden. Blasse, kalte Haut. Später – Ödem, Hyperämie. | Stark | Komplett, ggf. mit Hyperpigmentierung |
3. Grad | Tiefe Hautschichten | Blasen mit hämorrhagischem Inhalt, die Haut erscheint zyanotisch, marmoriert (Cutis marmorata). Die Haare fallen auf der betroffenen Stelle aus. Später Nekrose. | Stark, danach schwäche | Langsam, mit Vernarbung |
4. Grad | Gesamte Haut und tiefer liegende Gewebe (subkutanes Fett, Muskeln, Knochen) | Zyanotische, marmorierte Haut Trockene Gangrän, schwarzer, trockener Schorf, Autoamputation. Zyanotische, marmorierte Haut. Geht häufig mit den Merkmalen des Grades 2–3 einher. Demarkation nach einigen Tagen. | Fehlt, da die Nervenendigungen zerstört sind | Langsam, mit Verlust von Gewebe und hypertropher Vernarbung |
Diagnostik
Die Diagnose wird anhand der Anamnese und der Beschwerden gestellt. Der Allgemeinzustand und lokale Veränderungen werden beurteilt.
Behandlung der Erfrierungen der Nase
Die Behandlung erfolgt durch langsames Erwärmen der betroffenen Stelle. Das „Reiben“ bzw. offenes Feuer zum Erwärmen sollte man unterlassen, da die Schmerzempfindung in den betroffenen Bereichen herabgesetzt ist und es zu mechanischer Schädigung oder Verbrennungen kommen kann. Die betroffene Körperpartie kann mit warmem Wasser oder einem warmen trockenen Verband erwärmt werden. Es kommen schmerzlindernde Mittel zum Einsatz, ggf. Opioidanalgetika. Bei Erfrierung des ganzen Organismus sollten die Betroffenen warme Getränke erhalten und mit einer Thermodecke bedeckt werden. Topisch sind Blasen mit antibakteriellen Substanzen und Anlegen eines sterilen Verbandes zu behandeln. Für eine bessere Perfusion werden Antikoagulanzien, Thrombozytenaggregationshemmer und Vasodilatatoren verordnet. Trockene Gangräne werden nach Ablauf einiger Tage amputiert.
FAQ
1. Warum lässt sich der Grad einer Erfrierung nicht immer sofort feststellen?
2. Warum sollte ich meine Haut nicht reiben, wenn ich Erfrierungen habe?
3. ЧWie unterscheidet sich die Behandlung von Verbrennungen und Erfrierungen?
4. Kann man eine kombinierte Verletzung haben – Verbrennung und Erfrierung zur gleichen Zeit?
5. Welche Komplikationen sind bei Verbrennungen und Erfrierungen an der Nase möglich?
Quellenverzeichnis
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Total Otolaryngology—Head and Neck Surgery, Anthony P. Sclafani, Robin A. Dyleski, Michael J. Pitman, Stimson P. Schantz. Thieme Medical Publishers, Inc., 2015. ISBN 978-1-60406-646-3.
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